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Die Geschichte unseres Hofes


Ein junger Mann mit dem Namen Pitterl, geboren 1709 in Prags in Südtirol, kam 1730 in das Lesachtal und arbeitete sieben Jahre lang als Knecht auf dem Bauernhof vulgo Gailer in Niedergail. Alsbald heiratete er ein der Töchter am Hof, sodass zur Familiengründung ein Teil des Hofes abgetrennt wurde. So entstand 1737 unser Bauernhof vulgo Peintner („Peinte“ ist ein Name für ein etwas abseits gelegenes Grundstück) in Niedergail. Es ist ein kleiner Besitz mit 3,5 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche, 7 ha Wald und 2,5 ha Bergwiesen.

Sechs Generationen war der Name Pitterl der Familienname. Als dann meine Großmutter, Juliane Pitterl, 1938 den Hof erbte, heiratete sie Franz Unterguggenberger, geboren in Assing. Zur damaligen Zeit musste die Frau den Familiennamen des Mannes annehmen.

Die Familien lebten ausschließlich von der kleinen Landwirtschaft. Es wurden die wichtigsten Getreidesorten angebaut und so war man Selbstversorger. Die Arbeit war hart und das Leben äußerst bescheiden. Mein Großvater war von Beruf Weber. Im Winter ging er auf andere Bauernhöfe und webte den selbst angebauten und verarbeiteten Flachs zu Leinen. So verdiente er sich ein wenig Geld.

Von 1952 bis 1955 bauten meine Großeltern das derzeitige Bauernhaus nach althergebrachter Methode, mit Holz. An eine Vermietung an Gäste, dachte zu jener Zeit jedoch niemand. Damals führte nach Niedergail noch keine Straße.

Die wirtschaftlichen Verhältnisse hatten sich gebessert und im Sommer 1958 waren am Peintnerhof die ersten Urlaubsgäste. Seinerzeit wurden sie „Sommerfrischler“ genannt.

In den Jahren 1957 bis 1959 wurde die Straße nach Niedergail gebaut.

Im Jänner 1958 wurde es am Peintnerhof Licht, der elektrische Strom wurde eingeleitet.

Die Ausstattung des Hauses war sehr einfach. Die Gäste holten sich morgens mit einem Krug das Wasser aus der Küche. Die gute Hausmannskost und das Verständnis für die Gäste machten den Peintnerhof zu einem beliebten Urlaubsziel.

Die Zeit hat sich geändert, der Getreidebau wurde aufgegeben. Mein Vater, Franz Unterguggenberger, kaufte 1962 die erste Mähmaschine in Form eines kleinen Schleppers. Bis dahin bestritten die Bauersleute ihr Fuhrwerk mit den Kühen und trugen die Ernte auf dem Rücken, „Heuballen“, nachhause.

1966 war die Installation von Kalt-, Warmwasser ein großer Fortschritt. Doch 12 Jahre später wurden die Zimmer mit D/WC und Zentralheizung zu Komfortzimmern erweitert.

In dieser Zeit wuchs die Familie, meine 5 Brüder und ich sowie Gertraud, die jüngste Schwester von meinem Vater, brachten Leben und Abwechslung in dieses Bauernhaus. Meine Mutter Pauline, sie ist in Obergail zuhause, hatte alle Hände voll zu tun. Wir hatten in den Ferienzeiten immer viele Ferienkinder und somit Spielkamerden.

Meine Eltern wollten den Lebens- und Arbeitsraum sichern und so bauten sie in der Zeit von 1989 bis 1992 wieder ein Haus mit Holz diesmal aber Ferienwohnungen. Einfach, beständig, gesund, heimelig, zeitlos.

Nach einigen Jahren Ausbildung und Arbeitszeit als Sozialbetreuerin für Behinderte Menschen, „in der Welt da draußen“, kehrte ich 1998 auf den elterlichen Hof zurück. 2003 übernahm ich die Verantwortung für den Peintnerhof.
Meine beiden Kinder Nicole und Tobias sind schon außer Haus und besuchen eine Schule…

In der Zwischenzeit hat sich die Zeit wieder verändert und so steht heute im neu gebauten Holzhaus ein Webstuhl, der für Seminare genutz werden kann. Neben dem Kärntner Brillenschaf dessen Schafwolle wir verarbeiten und zu Teppichen verweben, Schafwollbettdecken nähen und Hüte filzen lassen, gibt es auf dem selben Feldstück wie vor vielen Jahren wieder einen Acker auf dem Getreide und Mohn angebaut werden. Die Schafalm „Kneale“, der Nachbarschaft Niedergail, haben wir wieder revitalisiert. Wir möchten uns in Richtung Selbstversorger entwickeln und mit anderen Bauern zusammenarbeiten.

Mein Mann Georg und ich schätzen unseren Bauernhof und wollen ihn auch weiterhin erhalten. Mit der bäuerlichen Arbeit begleiten wir unsere Gäste durch Seminare und spezielle Angebot zum Thema „Auszeit nehmen – Gesundheit fördern“. Aufgebaut auf den Säulen Ernährung, Bewegung und seelische Gesundheit. Es ist spannend, bereichernd und abwechslungsreich. Jeder wählt individuell mit oder ohne Coaching.

Unsere Vision schöpft aus den Wurzeln traditioneller Lebensformen. Wichtig ist uns einen gesüntlichen* Lebensstil zu vermitteln. Aus der Erkenntnis, dass traditionelle Lebensformen gesundheitsfördernd sind. Zahlreiche medizinische Arbeiten und Untersuchungen belegen dies.

Andrea Unterguggenberger und Georg Lexer

*“gesüntlich“ – kommt aus dem Mittelhochdeutschen (Wörterbuch von Universitätsprofessor Matthias Lexer) und heißt: „gesundheitsbringend“